Da wir bereits La Palma und Gran Canaria gut kennen, darf Fuerteventura in unserem Dreiergespann nicht fehlen. Schließlich befinden sich zwei ausgezeichnete Tauchbasen hier: Die Deep Blue Diving Tauchbasis bei Caleta de Fuste und die Werner Lau Fuerteventura im äußersten Süden in der Region Jandia. Ich war gespannt, was mich erwarten würde, denn auf dem Plan stand ein Clubhotel - ob das zu mir passt? Und was soll ich eigentlich außer Tauchen und Relaxen noch machen? Aber lest selbst. (Nachtrag: Die Werner Lau Tauchbasis ist seit 2020 geschlossen).

Nach ca. 4,5 Flugstunden und einem kleinen Nickerchen bin ich am Flughafen Fuerteventura angekommen. Von hier geht es mit dem Bustransfer zu meiner ersten Station, dem etwa 1,5 Stunden entfernten Aldiana Club nahe dem Ort Morro Jable in Jandia.
Bei der Fahrt lassen wir die typischen Touristenzentren hinter uns und fahren in die menschenleere Canyonlandschaft. Mit der höchsten Erhebung von nur 800 Metern gleiten die Wolken einfach über das Land weg, so dass Fuerteventura zur trockensten Insel der Kanaren zählt. Diese von der Sonne gebackene Landschaft erinnert mich an die westliche USA und die Route 66. Das Landschaftsbild ist bestimmt vom stahlblauen Himmel, dem tiefblauen Meer und den beige-roten Berghügeln. Hier und da stehen mächtige Kakteen, dürres Gestrüpp und verlassene Windräder. Und dann ist es wie auf einen anderen Planeten: Grenzenlose Felder tiefschwarzer Lavafelsen, die unmöglich zu durchqueren sind. Als schließlich aus dem Radio „Hotel California“ tönte, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen - fehlt nur noch der einsame Ruf eines Greifvogels in der Ferne.

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Bereit zum Abtauchen?

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Dezenter Club für die ganze Familie

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Zugegeben, Club-Hotels verbinde ich mit lautstarker Animation, einer eingeschworenen Gemeinschaft und der berühmten Polonaise um den Pool. Daher war ich gespannt, was mich hier erwartet, aber ich wurde angenehm überrascht:

Der Aldiana Club Fuerteventura richtet sich an deutschsprachige Familien, die hier ein perfekt abgestimmtes Angebot für jede Altersstufe finden: Angefangen vom Kids Club für Kinder schon ab 2 Jahren, über Spiele und Events zum Mitmachen bis zu breitgefächerten Aktivitätenprogramm für Erwachsene. Wer immer schon Tennis lernen wollte, kann es sich direkt vom Profi zeigen lassen und bei mehr als 10 Plätzen ist immer ein flotter Schlagwechsel drin. Es gibt verschiedene Fitness- oder Yoga-Workouts, Bogenschießen mit Recurve-Sportbögen und Beach-Volleyball.  Bei den regelmäßigen Wettkämpfen kann man dann auch sein Können unter Beweis stellen. Oder aber man macht es sich einfach mit einem eisgekühlten Cocktail am Pool bequem, liest seinen Reiseschmöker, während die Kinder neue Freundschaften schließen.

Genau das bezeichnet Animation im Aldiana: Wer will, kann zu den Einrichtungen gehen und mitmachen, also ganz ohne aufdringliche Animateure. Es gibt Abendunterhaltung in Form einer Bühnenshow, die besonders die Kinder begeistert und zum Abendausklang legt der DJ an der Bar auf – das ist dann schon das Äußerste. Tatsächlich war ausgerechnet ich derjenige, der nach einigen Gläsern Aperol zu Macarena mit auf der Tanzfläche landete, peinlich 🙂

Wem das zu trubelig ist, der findet in Richtung Strand immer ein ruhiges Plätzchen. Der Aldiana Club verfügt über eine exklusive Lage erhöht am Strand von Jandia, die für sich spricht. Ebenso die malerische Gartenanlage: Die frisch renovierten Bungalows sind wie ein Dorf angelegt und strahlen im landestypischen Weißanstrich inmitten der satten Farben der Palmen, Bäume und prächtigen Bougainville-Sträucher.

Werner Laus kleine feine Tauchbasis

Die Tauchbasis von Werner Lau bietet mit regelmäßigem Schnuppertauchen an sich schon eine beliebte Club-Aktivität. Besonderen Schwerpunkt bildet hier die Kinder-Ausbildung. So können schon vor dem eigentlichen Bubblemaker-Alter (also jünger als 8 Jahren) erste Erfahrungen mit der Unterwasserwelt gemacht werden. Die Tauchbasis hat sich dazu eine eigene Urkunde ausgedacht, die man sich stolz zu Hause aufhängen kann. Die Tauchlehrer wissen hervorragend mit den Kleinen umzugehen und legen viel Energie in eine sichere Ausbildung, die Spaß macht.

In der kurzen Zeit meines Besuchs machte ich Tauchgänge an der Hafenmauer des nahegelegenen Ortes Morro Jable sowie beim Favoriten vieler Taucher in Jandia, dem „Großen & Kleinen Muränenriff“. In einer kleinen Gruppe aus 4 Personen gings um 8.30 von der Tauchbasis zum nahgelegenen Hafen. Nach einem ausführlichen Briefing durch unseren Guide und Wahl-Berliner Remo, ließ ich mich rücklings ins kühle Nass fallen. Bei Sichtweiten von +20 Metern schlängelten sich entlang der Hafenmauer tonnenweise Fische, die sich wie ein riesiges amorphe Gebilde durch das Wasser schieben. Remo bedeutete mir, nicht zu nah an den Grund zu gehen und zeigte auf einen runden Abdruck. Er fächerte an der Stelle mit der Hand den Sand auf und brachte einen marmorierten Zitterrochen zum Vorschein, der mit bis zu 230 Volt einen ganz gehörigen Schlag verpassen kann. Großartig sind die riesigen Stechrochen, denen ich auf einem Tauchgang gleich mehrfach begegnet bin. Ein wenig unheimlich wurde mir schon, als einer dieser Prachtexemplare von fast 1,5 Metern Breite mir etwas zu nah kam und ich abdrehen musste. Eine ganz ordentliche Größe erreichen hier auch die Zackenbarsche. Beim Muränenriff kamen sie wie auf Kommando plötzlich zahlreich zusammen und beäugten interessiert die Taucher.

Action abseits der Tauchpfade

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Zu den wohl beliebtesten Wassersportarten von Fuerteventura gehören Kiteboarding, Wind- und Wellensurfen. Deshalb wollte ich mir einen Einblick in die Welt der Wellenreiter nicht entgehen lassen. Leider reichte die Zeit für einen Kitekurs nicht (min. 3 Tage), aber Wellensurfen kann man durchaus schon bei einer Session lernen. So befand ich mich am späten Nachmittag mit weiteren Teilnehmern (alle halb so alt und doppelt so fit) am wellenreichen Strand von La Pared auf der Insel-Westseite (ideal zum Spazieren, grandiose Sonnenuntergänge!). Unser Surflehrer Angelo – natürlich seines Zeichens blond, blaue Augen und Waschbrettbauch – zeigte Schritt für Schritt wie man es letztlich schafft, „seine“ Welle zu erwischen und mit beiden Beinen auf dem Brettern zu stehen. Doch zuerst war Fitness angesagt, und es wurde gelaufen und gestreckt bis wir dann richtig locker waren. Dann ging es mit dem Brett unter dem Arm ins Meer bis das Wasser mir zur Brust reichte. Nach gefühlten tausend Wellen, die über mich einbrachen, ist es mir dann tatsächlich gelungen zumindest auf den Knien siegesreich bis an den Strand zu gleiten – für mich ein voller Erfolg und riesig Spaß gemacht hat es sowieso.

Hiernach kam ich aber nicht zur Ruhe. Ich lieh mir ein Mountain E-Bike vom allerneusten Modell und es ging vom Aldiana in Richtung der äußersten Südküste, in den Naturschutzgebiet »Parque Natural de Jandia«, das mit seinen Schotterpisten ideale cross-country Trails bietet. Außer dem Landschaftspanorama zwischen Land und Meer, den vielen Schafen und Ziegen, befindet sich in dieser Gegend die sagenumwobene Villa Winter des deutschen Ingenieurs Gustaf Winter. Die gesamte Region Jandia war Mitte des letzten Jahrhunderts in seinem Besitz. Warum hat es ihn während des 2. Weltkrieges in diese abgelegene Gegend verschlagen? Hat er wirklich nur Tomaten gezüchtet, wie er angab? Darüber rätseln noch immer viele Tourenguides…

Zugegeben, Fuerteventura ist nicht besonders reich an Sehenswürdigkeiten. Dennoch gibt es lohnenswerte Ziele, die für Abwechslung sorgen. Mein absoluter Tipp für Fuerteventura ist, sich für einen oder zwei Tage einen Mietwagen  zu nehmen und damit auf Erkundungstour zu gehen. Mit ca. 35 EUR Miete pro Tag ist es zudem richtig günstig und der Verkehr ist kaum der Rede wert. Ein Tagesausflug nach Lanzarote erweitert die Möglichkeiten enorm. Die Fähre geht hierzu mehrmals täglich von Corralejo, die Fahrtzeit beträgt nur ca. 25 Minuten.

Barcelo Royal mit Käse

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Den weiteren Teil meiner Reise verbrachte ich im Barcelo Resort an der Caleta de Fuste, nahe der Inselhauptstadt und dem Flughafen von Fuerteventura. Caleta de Fuste ist ein rein touristischer Ort, mit vielen Restaurants und Souvenirgeschäften, der sich rund um die Strandbucht mit seiner Promenade erstreckt. Es gibt einige Supermärkte in der Gegend, so dass es einem an nichts fehlt. Ein großer Anteil an der Bucht haben die Hotelanlagen von Barcelo. Darunter das Barcelo Thalasso SPA, Barcelo Castillo Beach und das Barcelo Royal Level. Im letzteren habe ich gewohnt und kann es wegen seiner besten Lage nah zur Tauchbasis empfehlen. Außerdem verfügt es über ein eigenes Buffet-Restaurant »El Ancla«, wo es sich bei Ausblick über den Yachtpier und schöner  Atmosphäre essen lässt.

Einige Bungalows des Castillo Beach verfügen ebenso über eine gute Lage – hier ist man dem Meer am nächsten und bei einer frischen Brise und Meeresrauschen lässt es sich wunderbar entspannen. Wer mit Kind und Kegel unterwegs ist, findet mehrere Poollandschaften zum Plantschen und Abkühlen. Es gibt eine große Minigolfanlage, die top gepflegt und witzig im Fuerteventura-Stil mit Kakteen und Windmühlen gestaltet ist. An verschiedenen Plätzen der Anlage werden Kinderprogramme mit Spiel und Tanz angeboten.

Übrigens: Richtig sinnvolle Souvenirs aus Fuerteventura gibt es für mich nicht wirklich. Daher habe ich mir an der Frischetheke des Supermarkts den besten Ziegenkäse von Fuerteventura kurz vor der Abreise einpacken lassen, himmlisch cremig… und passend dazu leckerer Wein aus Lanzarote. Als typische kanarische Spezialität gelten die Pappas arrugatas, runzelige Salzkartoffeln mit knusprig-gebratener Dorade und Escalada-Dippsoßen z. B. aus Gofio – ein geröstetes Weizenmehl – bei Gelegenheit probieren.

Wo das Tauchen eine Safari ist

Direkt auf dem Pier befindet sich die Tauchbasis Deep Blue Diving des Deutschen Volker Berbig und Roland Martensson aus Schweden. Sie existiert bereits seit mehr als 30 Jahren und hat noch eine etwas kleinere Filiale bei Las Palitas. Volker, der eigentlich lange Zeit ein Motorradgeschäft bei Ulm hatte, erhielt vor 15 Jahren das Angebot, die Basis mit zu übernehmen und gibt seither der Tauchleidenschaft den Vorzug und ist mit Herz und Seele dabei. Auf ihn gehen verschiedene Initiativen zurück, die in Zusammenarbeit mit Meeresforschungsinstituten die Unterwasserwelt erhalten und unter anderem den mittlerweile seltenen Engelshai unter besonderen Schutz stellen.
Direkt aufgefallen ist mir die Ausstattung: Es gibt 4 Festrumpfboote mit 200 PS, Schwimmplattformen mit eingelassenen Tauchbecken für die Ausbildung und nebenbei darf sich das moderne Tauchbasengebäude mit Bar im obersten Geschoss auch sehen lassen. Die Deep Blue Diving Tauchbasis kann die Hafenmauer zum „Hausriff“ zählen, schließlich steht sie direkt darauf. Der Zugang ist denkbar einfach: Es gibt ein Führungsseil, welches rund um das Gebäude festgemacht ist und dem man einfach bloß zu folgen braucht.

Das Tauchgebiet der Deep Blue Divers ist besser bekannt als Las Salinas und umfasst ca. 18 Tauchplätze, die sich entlang der Küste erstrecken. Allein die Topografie aus mächtigen Felsblöcken ist beeindruckend. So führt mein Tauchgang bei „Mirador“ entlang einer senkrechten Felswand in einen Canyon, der sich schmal verengt, sodass ich mit beiden Armen hindurch krabble und erst nach einem Zickzack-Kurs wieder ins Freie gelange. Mächtige Torbögen, dunkle Tunnel und Überhänge, in denen sich gerne Stechrochen, Zackenbarsche und schön gemusterte Glasaugen aufhalten. Beim Felsen „La Pyramide“ formierte sich ein großer Schwarm Barrakudas. Überhaupt gibt es Schwärme ohne Ende: Bastard Grunzer, Sardinen, Bernstein-Makrelen und auch die schrill-bunten Meerpfauen, Mönchsbarsche, Papageienfische waren zu jeder Zeit zahlreiche Begleiter. An den etwas sandigen Stellen liegen oftmals Schmetterlingsrochen, die mit ihrer breitgestreckten Ausdehnung mehr als 2 Meter messen. Adlerrochen ziehen elegant durch die Weite. Es gibt vereinzelte Schwarze Korallen, orangefarbe Baumkorallen und verschiedene Anemonenarten, die in dieser Felsenlandschaft umso schöner leuchten. In den Spalten lauern gerne Muränen wie die Tigermuräne oder standorttreue rote Kraken, Sepien und Drachenköpfe.

Leider bin ich auf meinem kurzen Trip dem Engelshai nicht begegnet, vielleicht hat er seiner guten Tarnung nur alle Ehre gemacht. Volker erklärt mir, dass ich auf kurz oder lang fündig werde, schließlich seien die Kanaren eines der letzten Orte, wo man diese besonderen Geschöpfe noch zu Gesicht bekommt.

Dann beim nächsten Mal, denke ich und freue mich schon – ohnehin kann auf den Kanaren viel passieren. Das macht das Tauchen auf Fuerteventura so interessant. Zum Fischreichtum der Kanaren mischen sich nämlich mit etwas Glück und zur richtigen Zeit schon mal Lebewesen, die man mit dieser Region nicht in Verbindung gebrachte hätte: So drehen den Planktonströmen folgend Mantas und Walhaie hier ihre Runden, Mondfische verschlägt es ebenso an die Oberfläche wie verschiedene Walarten und Delfine, die Jagd auf die riesigen Sardinenschwärme machen. Daher rührt auch das Motto der Deep Blue Diving: Das Rote Meer ist der Zoo, der Atlantik die Safari!

Fazit:

Auf Fuerteventura gestaltet man sich seine Zeit selbst: Ob nun mit tauchen, surfen, biken oder einfach mit süßem Nichtstun – es gibt kein „Pflichtprogramm“ oder Orte, die man unbedingt gesehen haben muss, sondern nur die Weite der einsamen Wüste und das tut mal richtig gut. Es gibt Palmen, Strand und Sonne satt, und beim stetigen Passat-Wind wird es nie zu heiß. Besonders für Familien oder Paare mit Nichttauchern ist Fuerteventura wie geschaffen. Trotzdem hat man sich auf ein breites Publikum eingestellt, so dass für jeden Anspruch gesorgt ist.

Das Tauchen bietet ein sehr reizvolles Meeresleben und bringt im Vergleich zu anderen Tauchzielen eine willkommene Abwechlsung – der Atlantik hat mich wieder aufs Neue überrascht. Bei all dem Fischreichtum hat mir zu keiner Zeit das „tropische“ gefehlt. Ich freue mich daher schon darauf, zurückzukommen, schließlich habe ich mit dem Engelshai noch eine Rechnung offen.